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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schnurstärken in lbs und mm



scheel1964
09.07.2015, 11:18
Moin,
allen, die sich hin und wieder auf englischen Websites bewegen und/oder Gerät von der Insel fischen (wie wohl fast alle hier) ist ja sicherlich aufgefallen, dass die Schnurstärke fast immer mit der Tragkraft und nicht wie bei uns meist mit dem Durchmesser angegeben wird.
Hat irgendwer dazu vielleicht eine ungefähre Umrechnungstabelle?
Oder sollte man sich ganz von unserem Durchmesser-Denken trennen und Schnüre nur nach der angegebenen Tragkraft kaufen?
Dann wird man aber feststellen, dass die Tragkräfte der Schnüre bei uns (scheinbar) erheblich höher liegen als in England.
Beispiel:
Meine Rute ist laut Herstellerangabe für Schnurstärken von 8 - 12lb geeignet. 8 lb entsprechen ca. 3,6kg, bei uns also bei aktuellen Schnüren ungefähr eine 0,18er (z.B. Stroft GTM) bis 0,20er.
In England ist eine 8lb der beliebten Maxima Chameleon aber eine 0,25er, eine 8lb Stroft GTM hat aber auch auf der Insel 0,18mm Durchmesser. Und zwischen einer 0,18er und einer 0,25er finde ich schon einen großen Unterschied.
Interessiert den englischen Angler der Durchmesser der Schnur nicht oder hat der bei einer lb-Angabe automatisch einen bestimmten Durchmesser im Kopf und gibt es dafür vielleicht irgendwo eine Tabelle?
Wer weiß was?
Grüße
Andreas

mupliss
09.07.2015, 11:40
Die empfohlene Schnur von 8-12 lb ist eben keine Angabe der Schnurstärke, sondern der Tragkraft. D.h. Durchmesser ist erstmal egal. Früher waren die Schnüre wesentlich dicker als heute. Unterschiedliche Hersteller haben unterschiedliche Durchmesser bei gleicher Tragkraft etc.

Bei unseren heutigen Schnüren mit Durchmesserangabe ist eben dieser Durchmesser idR gelogen. Die Schnüre sind idR dicker, als draufsteht.

Für Tragkraftangabe in lb würde ich mich heute an den billigsten Schnüren orientieren.
Billigschnur: 0,12mm 1,0kg oder Stroft: 0,12mm 1,8kg oder Stroft: 0,08mm 1,0kg.

Für die Tragkraftangabe kann man also bei hochwertigeren Schnüren dünnere Durchmesser Fischen.
Würde ich aber nicht machen, weil die Widerstandsfähigkeit der dünneren Schnüre schlechter ist, also schnellerer Schnurbruch.

HerrJanssen
09.07.2015, 11:41
Die Auslegung einer Schnur passend zur Rute ist absolut sinnvoll, jedoch steckt der Teufel in eben jenem Detail, das Du beschreibst. Da die technologischen Fortschritte und auch Unterschiede zwischen einzelnen Schnüren z.T. enorm sind, ist das Umrechnen von empfohlener Tragkraft der Schnur älterer Ruten auf heutige Maßstäbe ggf nicht zielführend.

Ich weiß, dass Vincent Kluwe-Yorck nicht unumstritten ist, aber sein Ansatz, die Schnur entsprechend der "Zugkraft" der Rute zu wählen, ist ziemlich überzeugend. Mittlerweile bestimme ich diese Zugkraft an allen meinen Ruten mit dem Waku-Schnurtester (eigentlich eine Federwaage mit einer Art Schleppzeiger). Es ist schon erstaunlich was dabei rauskommt. Die meisten meiner Ruten (0,XY-1,75lb TC) haben eine Zugkraft von etwas weniger als 1kg bis hin zu knapp 2kg. Jeweils in mehreren Versuchen ermittelt, bis man das Gefühl hatte "mehr geht nicht". Und da zerrt man schon z.T. wie ein Irrer an der Rute.

Für mich erschließt sich daraus, dass ich bei optimalen Bedingungen (kein bis wenig Kraut, keine Muschelbänke etc.) mit wirklich feinen Schnüren fischen kann. Ich wähle also meine Schnur, von der ermittelten Zugkraft ausgehend, mit mehr oder weniger Sicherheitsreserve aus. Wenn man sich das wirklich anschaut, wie man an einer Rute mit z.B. 0,20mm Schnur zerren kann, ohne dass Knoten, als bekannte Schwachstelle, zum Riss führen (so würde ich im Leben nicht drillen!), kann man das gut nachvollziehen. Da ist oft weniger die Schnur der limitierende Faktor, sondern eher die Rute, mit der man einen schweren Fisch schlicht nicht halten kann.

Thommy
09.07.2015, 12:06
Ich halte mich da an den Altmeister John Wilson. Er empfiehlt den Faktor 5 bezogen auf die Testkurve der Rute.
Also z.B. 1Ib Testkurve = Schnur mit 5Ib Tragkraft. Als Unter- bzw. Obergrenze den Faktor 4 bzw. 6.

Ich bin mit diesem Anhaltspunkt immer gut gefahren und ob die Schnur dann 0,17 oder 0,18 oder 0,20 ist.....da reden wir dann über Hundertstelmillimeter, die kaum nachprüfbar sind.
Weichheit oder Dehnung sind noch wichtige Faktoren, ebenso die Abriebfestigkeit.
Da hilft dann Ausprobieren oder die Empfehlungen hier im Forum:-D:-D

Dejavu
09.07.2015, 12:26
Sehe ich genau so wie mupliss.
Man kann die heutige Schnur nicht mitder damaligen vergleichen, womit die Ruten gefischt wurden und muss von der daher in den sauren Apfel beißen undausprobieren.
Die Qualitätsunterschiede bzw. die Durchmesser und Tragkräfte unterscheiden sich gewaltig!
Ich fische jetzt nur noch mit Stroft, GTM oder ABR.

Finde die Perfektion des Herrn Janssen zwar recht aufwändig, aber bestimmt lohnenswert, wenn man die Schnur direkt auf die Rute anpassen möchte.

Gruß Markus

HerrJanssen
09.07.2015, 13:05
So aufwändig ist das nicht. Man misst ja nicht ständig nach. Der Vorteil liegt meiner Meinung nach darin, dass man sich die tabellarische Übersicht auf dem Smartphone speichern kann und dann am Wasser gezielt das Gerät aufbauen kann. Ich nehme stets diverse in Frage kommende Ruten und Rollen ans Wasser und entscheide dann, was ich wie kombiniere.

Im Übrigen bestimme ich mit dem Schnurtester natürlich nicht nur die Ruten-Zugkraft, sondern prüfe auch neu erworbene Schnüre hinsichtlich linearer Tragkraft und Knotenfestigkeit. Mag dem einen oder anderen spleenig vorkommen, aber so weiß ich wenigstens, was ich vom Material erwarten kann.

Dejavu
09.07.2015, 13:17
Wow, finde ich super!

Vllt kannst du ja ein paar Empfehlungen in Sachen Schnur mitteilen bzw. Erfahrungswerte.

Gruß Markus

HerrJanssen
09.07.2015, 13:35
Ich will keinem die Illusion nehmen, er verwende die bestmögliche Schnur. Fakt ist jedoch, dass es neben Stroft auch andere Marken und Schnurmodelle gibt, die durchaus das halten, was das Etikett verspricht. Andere wiederum überhaupt nicht...

Hier ist der Tester zu erwerben: http://www.aspo-gmbh.de/shop/zubehoer/stroft-schnurtester.htm

Damit kann man seine Erfahrungen selbst machen. Leider ist der Tester bis 5kg (derzeit?) nicht erhältlich.

Ich werfe hier mal "Climax Select High Tec" und "Climax Select Match" in den Ring. Überaus taugliche Schnüre zum günstigen Preis. Die Tragkräfte passen auch weitestgehend (bei der High Tec besser als bei der Match, die immer etwas hinter der Tragkraftangabe hinkt)

BRB
09.07.2015, 14:47
So lange immernoch ausreichend Leute mit Maxima Spaß haben und damit erwiesener Maßen auch noch dicke Fische fangen, halte ich die ganze Schnurdiskussion für brotlos.
Einzig von Berkley Schnüren sollte man die Finger lassen. Das ist in Bezug auf die Angaben eine echte Entenfarm.
Und wer mit einer 0,30er-was-auch-immer seine SC mit 1,5 TC dauerhaft verbiegt, hat sich mein Mitleid nicht verdient :nono:
Gruß-BRB

HerrJanssen
09.07.2015, 15:02
Eine Marken-Diskussion ist wirklich sinnlos. Da ist natürlich viel Vorliebe, Erfahrung etc mit im Speil. Alles "weiche" Kriterien. Aber Du hast vollkommen recht: Solange man seine Fische fängt, ist alles gut, nur die passende Stärker sollte die Leine trotzdem haben.

Peter
09.07.2015, 15:24
So lange immernoch ausreichend Leute mit Maxima Spaß haben und damit erwiesener Maßen auch noch dicke Fische fangen, halte ich die ganze Schnurdiskussion für brotlos.
Einzig von Berkley Schnüren sollte man die Finger lassen. Das ist in Bezug auf die Angaben eine echte Entenfarm.
Und wer mit einer 0,30er-was-auch-immer seine SC mit 1,5 TC dauerhaft verbiegt, hat sich mein Mitleid nicht verdient :nono:
Gruß-BRB

Ich fische 0,25er - 0,30er Maxima Chameleon an einer SC MKIV 1,5 TC, die passt genau (MKIV 8 - 10 lbs. breaking strain) Verbogen habe ich nichts.

mupliss
09.07.2015, 16:57
HRWA, SC 1lb 0,20er Shimano Technium Invisitec
SC 1.5lb 0,25er Shimano Technium Invisitec
HRWC I 0,30er Shimano Technium Invisitec
HRWC II, SC >2.0lb 0,35er Shimano Technium Invisitec

Trotter, Matchmaker, SC <1lb 0,16/0,18er Stroft
Centre Pins 0,18/0,20er Stroft

Carp >3lb 0,40er Shimano Technium schwarz


Generell halte ich die Technium und Stroft Schnüre für herausragend.
Aber ich habe auch viele Jahre billige Sufiy Snergy gefischt, da muss man halt öfter mal neue aufspulen.

scheel1964
09.07.2015, 19:01
Bis hierher schon mal vielen Dank an alle. :danke:
Da sind eine ganze Menge wertvoller Tipps und Denkanstöße dabei.

BRB
09.07.2015, 19:28
...billige Sufiy Snergy...

Die war wirklich nicht schlecht!
Kenne einige, die das Zeugs zum Mefoangeln sehr gerne genommen haben.
Woche angeln und dann in die Tonne damit.
600m 0,25 für irgendwas mit 12€. Reicht für zwei Rollenfüllungen...
Gruß-BRB

mupliss
09.07.2015, 22:35
Es gab solche Großspulen 5xxx m 30er für um die 35,-Euro

lucius
09.07.2015, 23:20
Auf meinen SC Ruten gehe ich auch nach der 4-6x TC Regel.Durchmesser ist mir erstmal egal.Tragkraft zählt...Mein Favorit ist
ebenfalls diese Steinzeitschnur von Maxima.Wer von den modernen Herstellern liefert denn noch Tragkraftschwache Schnüre in
Relation zum Durchmesser?Wenn ich eine 5 lbs Schnur von Maxima nehme liege ich bei 0,22mm;mit Sicherheitsfaktor für die
Knoten bei ner 0,25er.Diese Sehne schneidet mir die Ringe nicht kaputt,wenn ich aber 2 kg mit ner 0,12er hinkriege ist das
gefährlich für meine HC Ringe UND die Abriebfestigkeit ist bei ner 0,25er auch besser als bei ner 0,12er....davon ist auf Kies nämlich schnell nix mehr da....

BRB
09.07.2015, 23:37
...Diese Sehne schneidet mir die Ringe nicht kaputt,wenn ich aber 2 kg mit ner 0,12er hinkriege ist das
gefährlich für meine HC Ringe UND die Abriebfestigkeit ist bei ner 0,25er auch besser als bei ner 0,12er....davon ist auf Kies nämlich schnell nix mehr da....

Grundsätzlich richtig!
Aber das mit den HC-Ringen ist übertrieben! Ich hab zwei 12' Armalite 1LB, beide HC-beringt. Die eine hab ich paar (5?) Jahre zwei Mal im Jahr je 10 Tage zum Mefofischen hergenommen. Multi dran und mit 0,25er Stroft bis zur Vergasung rausgeprügelt. An einem Ring ist 'ne Lötstelle aufgegangen. Das ist der einzige Schaden...
Gruß-BRB

Loafer
14.07.2015, 11:55
Guter Ansatz mit Faktor 5 (+-)! Über nichts lässt sich so schön philosophieren
wie über Schnur (Schnurstärken, Dehnung, Knotenfestigkeit, Marken etc.). Auch
ich habe in den 90ern mal Maxima Chameleon gefischt, war aber wohl der einzige
und deshalb hatte mein Händler sie damals aus dem Programm genommen.:mad:

Inzwischen lege ich einen zusätzlichen Schwerpunkt (neben der Tragkraft)
auf die Färbung der Schnur. Ich bilde mir ein das das an meinen Gewässern
ein wichtiger Aspekt ist! :nachdenk:Ist halt eine Sache des Vertrauens in das was
man tut!

Michael