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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Englische Rutenbauer



Freddy
10.07.2015, 22:23
Moin,

ich hätte ein paar Fragen bezüglich englischer Rutenbauer und ihrer Arbeits- bzw. Produktionsweise.

So kann man sich bei einer Firma wie Hardy natürlich vorstellen, dass ein mehr oder weniger großes und allumfassendes Unternehmen dahintersteht. Aber wie schaut es z.B. mit solch wohlklingenden Namen wie "Oliver's of Knebworth" oder "Davenport & Fordham" aus?

Waren oder sind das kleine manufakturähnliche Betriebe, die lediglich Blanks anderer Hersteller aufgebaut haben? Oder handelt es sich dabei in erster Linie selber um Hersteller von Rutenblanks und komplett montierten Ruten? Wenn auch in geringer Stückzahl?
Bin da etwas irritiert.

Vielleicht lasse ich mich aber auch etwas von den tollen Namen blenden, diese klingen für mich jedenfalls schon sehr nach kleinen aber feinen "Rutenschmieden".

Besten Dank!

Gruß Freddy

Peter
10.07.2015, 23:25
Manche behaupten sie hätten Chapmans blanks benutzt, andere loben sie als herausragende Rutenbauer in den Himmel.
Hier kannst Du ein wenig was über D&F lesen, mehr ist mir auch nicht bekannt:
http://www.traditionalfisherman.com/viewforum.php?f=315

Ted Oliver war einer der besten SC-Rutenbauer überhaupt. Seine SC-Ruten erzielen auch heutzutage sehr gute Preise. Peter Johnson of Olivers Rods macht wohl noch die SC Sparte.
Hier wird noch der Rest an Glasrutenblanks verkauft.: http://www.ebay.de/usr/olivers-of-knebworth-rodmakers?_trksid=p2047675.l2559
Ted hat mir mal eine fette 20 MB pdf. Datei mit seinem Katalog geschickt. Kann Dir den gerne via email schicken.

Freddy
11.07.2015, 00:09
Vielen Dank für die Links!
Wirklich sehr interessant das Thema.

Gruß Freddy

whopper
06.08.2015, 11:11
@ Freddy: Viele der heutigen englischen Rutenbauer üben Ihren Beruf/ihre Berufung zuhause in einem kleinen Werkraum aus. Die Engländer haben eine schöne Begrifflichkeit dazu: sie nennen solche Kleingewerbe "village industries", da sich die kleinen Gewerbe innerhalb der Privathäuser irgendwo auf dem Land (Dorf) befinden.

Wenn man als Rutenbauer keine besondere "Marketingstrategie", wie z.B. Edward Barder, anwendet (E.Barder wurde bekannt aufgrund seiner direkten Verbindung zu Chris Yates, der wiederum aus seinem Namen auch ein "Marketingprodukt" gemacht hat, um davon leben zu können), hat man es nicht leicht.

Einige bekanntere Rutenbauer, wie z.B. Paul Cook, haben regelmäßigen Zulauf, andere wiederum müssen zusehen, ihr Einkommen pro Monat irgendwie zusammen zu bekommen.

Ted Oliver z.B. hatte einen kleinen Angelladen in Knebworth, wo er auch seine Ruten in seiner Werkstatt innerhalb des Geschäftes baute. In dem von Peter erwähnten Katalog kann man auf Fotos sehen, unter welchen Bedingungen dort Ruten gebaut wurden.

Andere "Rutenbauer" waren eher Großhändler oder Vertriebe, zum Teil auch Produzenten, hierzu zählen Chapman's of Ware, Sharpe's of Aberdeen, B.James (später Bruce&Walker), Allcock's, Milwards etc..

Freddy
06.08.2015, 11:49
@ whopper: Vielen Dank für deine ausführliche und fachmännische Antwort. Die Sache mit den "village industries" klingt toll, man kann sich direkt eine solche ländliche Werkstatt vorstellen. Mit der eventuell fehlenden Marketingstrategie hast du sicher recht. Viele Rutenbauer sind eben ausgezeichnete Handwerker/Künstler und weniger ausgebuffte Betriebswirte. Daher läuft vieles sicher auch über Mundpropaganda oder Empfehlungen. Eventuell wäre ein richtiges Marketing aber auch viel zu teuer und aufwendig, bezüglich der eher geringen Absatzzahlen. Angesichts der Leidenschaft vieler Rutenbauer spielt der bloße Profit aber sicherlich auch eher eine untergeordnete Rolle, das macht diese Hersteller ja auch so sympathisch.

Ich schätze wenn man sich in einschlägigen Kreisen erstmal einen guten Ruf erarbeitet hat, dann sind die Auftragsbücher schnell voll und man muss zusehen, dass man mit seiner kleinen Werkstatt hinterher kommt. Die Kunden nehmen diese langen Wartezeiten sicher gerne in den Kauf, wissen sie doch was sie später tolles dafür bekommen.

Gruß Freddy

mupliss
06.08.2015, 14:04
Ich denke man muss auch verstehen, dass es Importeure für Bambus, Entwickler und Hersteller gab.
Richard Walker kaufte Material bei J.B. Walker (nicht verwandt oder verschwägert) und baute mit diesem Cane seine Prototypen aus denen schließlich z.B. die MK iV Avon hervor ging. Es gibt irgendwo im Netz auch den Brief von Dick Walker an J.B. Walker in dem er sich für den support und das erstklassige Material bedankt. Die Wahl fiel laut RW auf JB, weil dieser die beste Qualität liefern konnte. Andere Importeure hatten halt auch Bambus, aber u.U. aus anderen Regionen oder whatever.

Chapman war afaik z.B. Importeur, Entwickler und Hersteller.

Und reine Hersteller/Rutenbauer gab es sehr viele und die haben sehr oft/hauptsächlich bekannte Modelle anderer Entwickler gebaut.
Also z.B. eine MK IV Avon konnte man u.U. von 25 verschiedenen XXX of YYY kaufen. Und hier war die Qualität eines Models stark unterschiedlich, bzw. war eben auch die exakte Maßhaltigkeit des vorgegebenen Modells schon ein Merkmal.

Siehe z.B. auf den Chapmans Seiten die Modelle mit Angaben der taper, Ringabstände etc. pp.