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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hardy Palakona the Viscount Grey



Angelgärtner
05.12.2016, 16:55
Ich möchte hier mein aktuell letztes Restaurierungsprojekt vorstellen.

Die Rute hab ich recht günstig in der Bucht geschossen. Ich wollte bewusst eine nicht perfekte Rute. Das einzige was mir wichtig war, war, dass der Blank noch Spannung hat. Dies konnte ich mit dem Verkäufer vorab klären und seine Aussagen dazu mir gegenüber haben sich glücklicherweise bestätigt.

Wie auf den ersten Fotos zu sehen ist war an der Rute aus dem Jahre 1951 bereits einmal repariert worden bzw. zumindest teilweise neue Ring und Zierwicklungen angebracht worden. Auch die Ringe waren bis auf den Startring mit Achateinlage zeschlissen. und mussten also ausgetauscht werden. Leider war auch der Spitzenring mit weißer Achateinlage gesplittert.

Deshalb begann die Restaurierung damit erst einmal die Ersatzteile zu bekommen. Hierbei geht mein Dank an Olli für Seide und Lack sowie an Theo Matschewski für den Spitzenring und hilfreiche Tipps.

Angelgärtner
05.12.2016, 17:03
Danach konnte die Restaurierung beginnen. Einen mittelstarken Set konnte ich mittels wärme leicht entfernen, so dass die Rute nun annähernd gerade ist. (der letzte leichte Set stört nicht beim Werfen)

Hinterher entfernte ich mittels Aceton den Lack. Herbei gut lüften und schnell arbeiten, damit es auch nur den Lack und nicht das Holz bzw. den Leim angreift. Dies ging spitzenmäßig gut. Auch die Wicklungen liesen sich danach sehr leicht lösen und der Blank lag nun nackt vor mir.

Damit er kein wasser zieht überzog ich ihn, sobald die letzten Reste vom Aceton verflüchtigt waren sofort mit Lack. Dies funtioniert sehr gut mit einem Fusselfreien Tuch. die schicht wird sehr dünn und der Blank kann hängend trocknen. Da es so dünn ist verfließt auch nichts und es bilden sich keine Tropfnasen.

Danach ging es ans anwinden der Ringe und der Zwischenwicklungen, was vorallem an der Spitze sehr lange dauern kann.
Hinterher kamen 3 dünne schichten Lack auf die Rute. dieses mal mittels Pinsel und hinterher mit der Hand drehen. Hierbei hätte ich etwas genauer Arbeiten können, da ich leider einmal mit einem Fleecepullover an den noch klebrigen Lack kam. Da hieß es alles nochmal entfernen und neu machen. Und allgemein sind leider auch leicht unterschiedliche Lackstärken entstanden. Hier wäre vermutlich ein Motor zum drehen genauer gewesen, oder eine langsame Tauchlackierung. Aber dazu hab ich in meiner Bude leider keinen Platz.

als aller letztes wurde noch der Griff mit 600 Papier geschliffen. Da der Kork im allgemeinen noch sehr gut ar und nur stark verdreck hat dies bereits genügt um ihn in einen guten Zustand zu versetzen.

Im großen und ganzen bin ich aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da es auch meine erste so Umfangreiche Restaurierung einer Gespließten war. Und so wie sie die Schnur wirft freue ich mich aufs nächste Frühjahr um auf große Forellen, Weißfische und vielleicht auch Hecht zu gehen.

Ich hoffe der Bericht gefällt euch.

Gruß Max

satt2006
05.12.2016, 17:27
Super, danke Max.

Gruß Christian

SwenD
05.12.2016, 17:31
Toll beschrieben. Macht Lust auf´s Selbermachen.

Gruß, Swen

Freddy
05.12.2016, 17:33
Ein gelungener Abschluss eines tollen Projektes!
Jetzt noch eine schicke und passende Rolle dazu und die Combo ist perfekt.

Gruß Freddy

jason
05.12.2016, 17:33
Mir gefällt dein Bericht sehr gut. Sehr detailliert. Deine Arbeit hat sich gelohnt.
Schöne Rute.

Angelgärtner
05.12.2016, 17:44
Eine passende Rolle und am besten eine Seidenschnur wäre natürlich genial. Aber mir schwebt da etwas vor, das aktuell als Student einfach nicht drinnen ist. Vielleicht irgendwann mal.

Freddy
05.12.2016, 17:52
Vielleicht gibt es hier ja gute Vorschläge zu passenden und günstigen Rollen? Eine Pridex oder Beaudex von JW Young fände ich z.B. ganz schick, habe allerdings vom Fliegenfischen auch keine Ahnung. :schaem:

Gruß Freddy

jason
05.12.2016, 17:57
habe allerdings vom Fliegenfischen auch keine Ahnung. :schaem:


Freddy. Mir geht es genauso. Ich würde gerne auch die Kunst des Fliegenfischens erlernen.

Angelgärtner
05.12.2016, 18:02
Es ist gar nicht so schwer, wie es aussieht. Man sollte nur zumindest am Anfang am besten bei einem erfahrenen Fliegenfischer Wurfunterricht nehmen. Und danach Training auf der Wiese. Und dann wird das schon mit der Zeit.

So eine Bambusrute in der Länge wird man aber nicht allzu oft bzw. lang fischen. Die ist dann doch irgendwann sehr schwer.
Die Rolle ist bei leichten Ruten eigentlich nur dafür da, dass die schnur transportiert werde kann ohne sich zu verknoten. Bei einer Rute diese Klasse #6/7/8 kommt die Aufgabe einer Bremse hinzu, wobei man natürlich auch noch so bremsen kann wie bei einer Centerpin.
Darüber, wenn man auf Huchen, Lachs oder gar Schwertfisch angeln möchte ist eine gute Bremse Obligatorisch

Freddy
05.12.2016, 18:06
Ich schätze einen solchen Stecken sollte man als Anfänger auch tunlichst meiden,
mit einer modernen Rute lässt sich das Werfen sicherlich einfacher bzw. frustfreier erlernen.

Gruß Freddy

jason
05.12.2016, 18:06
Ich habe für das nächste Jahr schon ein paar Kontakte geknüpft. Auf das Fliegenfischen bin ich echt heiß.

Angelgärtner
05.12.2016, 18:16
@ Freddy: Das würde ich nicht unbedingt so sagen.
Zwar ist es mit modernem und schnellem Carbon-Gerät leichter große Weiten zu erreichen. Aber ein besseres Wurfgefühl hat man meiner Meinung nach mit gespließten bzw. solchen aus Glas. Man hat mehr Zeit sich auf eine gute Wurftechnik zu konzentrieren.

In einem anderen Forum habe ich gelesen, das in manchen Wurfkursen sogar für Wurfübungen besonders wabblige und langsame Ruten genommen werden.

Aber welche Rute einem wirklich liegt muss jeder selber testen. Und es kommt auch stark auf deine Gewässer und Zielfische an.
Die Hardy ist absolut falsch für kleine Waldbäche. Aber ich denke für die Isar oder ähnliche Flüsse dürfte sie super geeignet sein.

Walter61
05.12.2016, 18:17
Max einfach prima und danke für die Erläuterung.
Vielleicht fang ich auch noch damit an. :denk:

Gruß Walter

keepfishing
05.12.2016, 19:17
Sehr schöne Arbeit Max und ein toller Bericht.
Die vielen Intermediates sind ja nur mit Fleißarbeit zu bewältigen:zustimm:.
Eine Frage zum Lackieren. Du hast den Endlack mit einem Pinsel horizontal aufgetragen und dann die Rutenteile gedreht. Ist die Lackverteilung gut und somit die Lackoberfläche eben? Den Vorteil gegenüber dem Tauchen sehe ich darin, dass nur der Blank mit den Zierwicklungen so lackiert werden kann. Die Ringwicklungen selber müssen dann nachgehend aufgebracht und anschließend im zweiten Arbeitsgang lackiert werden.
Gruß
Markus

Angelgärtner
05.12.2016, 19:22
du sprichst genau eines der Probleme an. Leider hat der Lack durch diese Art des Auftragens kleine Unterschiede in der Dicke bzw. leichte Nasen gebildet. Diese sind nicht weiter Problematisch, aber schöner wäre es natürlich wenn der Lack überall perfekt wäre.
Ein Motor hätte hierbei vermutlich bereits einen Vorteil gegenüber dem doch recht ungleichmäßigen drehen per Hand gegeben.

siluro03
05.12.2016, 19:23
schöne Arbeit, guter Bericht!

Funktioniert das mit dem Aceton auch bei Glasruten?

Ollie

Angelgärtner
05.12.2016, 19:31
Solange der Lack sich dadurch löst, aber das Harz im Verbund mit der Glasfaser nicht, würde ich sagen Ja.
Aber sollte das Harz angegriffen werden kann das Aceton den Blank ruinieren.

Ob man es wagen will muss jeder selbst entscheiden.

Freddy
05.12.2016, 19:44
Aber sollte das Harz angegriffen werden kann das Aceton den Blank ruinieren.

Da hätte ich eher Bedenken bei alten, eventuell mit "irgendwas" verleimten, Splitcane-Blanks. Ausgehärtetes Laminat aus Polyester- oder Epoxydharz kann man nach dem Anschleifen bedenkenlos mit einem Acetonlappen entstauben. Das haben wir früher in der Werft jedenfalls oft so gemacht, daher sollte es bei GFK-Blanks also auch kein großes Problem darstellen.

Gruß Freddy

dawurzelsepp
05.12.2016, 19:49
Besten Dank für deinen Beitrag, sehr interessant zu lesen.

nasobem
05.12.2016, 21:01
Meine ersten Fliegenwurfversuche waren mit einer eher schnellen Kohlefaserrute, das gefiel mir nicht. Dann kam ganz bewußt eine Gespließte her und damit ging es deutlich besser. Die langsamere Rute beschert tatsächlich mehr Zeit die Schnur zu beobachten, denn als Anfänger muss man erst ein Gefühl für den Ablauf entwickeln.
Die Rute bescherte mir meinen ersten "Fliegenfisch" in Slowenien.
Schwer ist so eine Rute natürlich schon im Vergleich zu einer modernen Leichtbaurute. Ich fische das nicht den ganzen Tag durch.

Gute Arbeit und viele mit Genuß am Gerät erwischte Fische!

Kopvoorn
06.12.2016, 13:08
Max, Danke für den tollen Bericht. Eine passende Rolle von Youngs kannst Du bei ebay UK für kleines Geld ersteigern. Die gen machmal für 20 Pfund auf den Weg. Habe letzte Woche noch eine Pridex mit geflochtener Seidenschnur drauf für umgerechnet 25,- Euro inkl. Versand geschossen. Die Schnur braucht zwar ein wenig refreshing, aber die Rolle ist in einem Top Zustand.

Gruß Thomas

Angelgärtner
06.12.2016, 17:17
Danke erstmal für die vielen Lobe zu meinem Artikel.
Weil das Thema "Passende Rolle" hier bereits angesprochen wurde:
Ich habe ein Angebot für eine DAM München 5203 für 20€ Sie sieht von den Bilder ganz ok aus, nur dass an paar stellen der Lack abplatzt.

Kennt von euch jemand die Rolle und meint Ihr die passt zu der Rute mit einer #7 Schnur?

Gruß Max

Walter61
06.12.2016, 19:36
Hallo Max,

ja die München müsste zur 7er Schnur passen. Ist ne Fliegenrolle mit einem Gehäusedurchmesser von 92mm und einer Gehäusebreite von ca. 33mm. Kam um 1960 auf den Markt, hat ne stille Hemmung auf der Rückseite und zusätzlich ne Knarre schaltbar. Es gab auch noch die große Schwester die Island, die mehr fürs Lachsfischen ist. Sie ist breiter als die München.
Ich leg da mal zwei Foto bei.
10014
10015

Max 20€ ist in Ordnung, hängt aber davon ab wie groß die Lackschäden sind. Aber kaputt ist da nichts wenn du sie nimmst.

Gruß Walter