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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : „Sprock oder die Vielfalt der Köcher“



Tincer
21.08.2014, 19:26
Eine Gabe der Natur, die für uns als Köder äußerst interessant ist, lebt unter Wasser, hat so den Winter überdauert und ist dort fett geworden. In seichten Uferzonen der Seen und Teiche, am Grund von Meliorationsgräben, in Bächen usw. bewegt sich mitunter das eine oder andere Stück Borke, ein Bündel Kiefernnadeln krabbelt, Blattreste scheinen lebendig zu sein oder Steinhäufchen wandern, hinterlassen eine Kratzspur am Gewässergrund.

Es handelt es sich um Larven der Ordnung Köcherfliegen (Trichoptera), die aus körpereigenem Sekret, Pflanzenteilen, Steinchen, Schneckenschalen oder andere winzigen Gegenständen ihre kunstvoll gestalteten, schützenden Wohnköcher bauen. Angler sagen Sprock zu diesen, in mobilen Röhren verborgen lebenden Larven. Köcherfliegen gibt es in unzähligen Arten, anhand der Behausungen lassen sie sich sogar bestimmen. Einige Arten leben auch ohne Köcher, sie hausen am Ende eines selbst gesponnenen Fangtrichters.

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Der Köcher ist meist transportabel, nur deshalb können wir die Tierchen überhaupt enttarnen, nämlich genau dann, wenn sie krabbeln und sich das Gebilde dadurch bewegt. Ein Griff unter Wasser befördert uns den Köcher samt Bewohner zu Tage. Es ist erstaunlich was für fette, prächtige, oft gelbliche Larven darin leben. Die größten Exemplare werden bis zu 3 cm lang, da kann keine noch so große Fliegenmade mithalten.

Köcherfliegenlarven müssen vor dem Angeln frisch am Gewässer gesammelt werden. Die Köcher samt Larven kommen in eine geräumige Köderdose, am besten zwischen einige Lagen aus feuchtem Küchenpapier. Die Tiere bitte nicht im Wasser hältern, es sei denn, man wechselt es ständig oder belüftet künstlich.

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Angeködert werden Köcherfliegenlarven ohne ihr Häuschen, jenes entfernt man zuvor. Ein leichter Druck auf das untere Ende der Behausung und die Kopfkapsel der Insektenlarve streckt sich oben etwas aus der Röhre. Das Köpfchen mit Daumen und Zeigefinger erfassen und die Larve sodann konsequent herausziehen. Die Hakenspitze wird unterhalb der Kopfkapsel durch den Larvenkörper gestochen, dass genügt. Köcherfliegenlarven biete ich meist als Bündel an, schließlich kann man reichlich davon sammeln. Die Fische sollen schließlich einen deftigen Happen vorfinden, dem sie nicht widerstehen können. Unbedingt ausprobieren, Sprock ist mehr als nur ein Verlegenheitsköder für zu Hause vergessene Maden oder andere Köderdosen.

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BRB
21.08.2014, 23:10
Da hab ich auch noch zwei Bilder:
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Gruß-BRB

Tincer
22.08.2014, 21:03
Das ist ein ganz herrliches Beispiel dafür, was die Larven so alles verbauen. Meist "heimische" Materialien aber auch dabei wird von den einzelnen Arten selektiert.
Ich fand schon Gehäuse, die waren aus lauter winzigen Schneckengehäusen gebaut.

Das obige Foto zeigt sogenannten "Steinsprock". Forellen fressen diese Larven samt Gehäuse, weshalb man früher dachte, Bachforellen würden Steinchen fressen.

Menkel
18.10.2021, 13:42
Ich bin gerade erst wieder beim stöbern über dieses Thema gestolpert und bin erstaunt, was für kleine Kunstwerke das doch sind. Hab Köcherfliegenlarven gerne als Kind im Bach gesammelt, daher kann ich auch sagen, dass man sie besser nicht in einem Glas voll Wasser hältern sollte. Wundersamerweise zerfielen meine nämlich über Nacht in ihre Einzelteile. Warum weiß ich nicht, aber der Tipp mit dem feuchten Papier klingt einleuchtend. So oder so werde ich diesen Köder mal ausprobieren. Ich muss nur für mein gutes Gewissen vorher klären, ob diese (oder einzelne Arten) vielleicht unter Naturschutz stehen. Libellenlarven sollen ja auch ein guter Köder sind, sind aber meines Wissens nach alle geschützt.