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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum solche Hülse?



Tincer
03.01.2015, 00:06
Mal eine Frage an die Fachleute. Diese Steckhülse mit der Verdickung:

http://www.stilvoll-fischen.de/attachment.php?attachmentid=2203&d=1419967242&thumb=1

Wozu ist die Verdickung nützlich? Mir ist so eine Hülse nun schon bei mehreren Ruten aufgefallen.

BRB
03.01.2015, 02:11
Vor etwa 20 Jahren habe ich mal eine Sharps Scottis Carp gesehen, wo im Drill eines ordentlichen Karpfens die Hülse an der Stelle gebrochen ist, wo das Holz des in die Hülse eingeleimten Handteiles zu Ende ist. Sharps hat damals sofort ein neues Spitzenteil geschickt, weil das alte Teil nach dem Hülsenbruch und gleichzeitigem Schnurbruch im Teich versunken war...
Vielleicht soll die Verstärkung genau das verhindern?
Gruß-BRB

Peter
03.01.2015, 02:46
Genau! Dient der Verstärkung. Reinforced suction ferrules sind das.

BoilieBude.de
03.01.2015, 02:56
Wenn man sich die Länge des Zapfens anschaut, kann man feststellen, dass die Hülse genau den Übergang abdeckt, wo das Rutenmaterial endet. Dünnes Rohr neigt dazu, bei Biegebelastung irgendwann eine Falte auszubilden und dann dort einzuknicken. Dies ist dann meist kurz unterhalb eines stabileren Bereichs, im Fall einer Rute kurz unterhalb des eingeschobenen Zapfens. Man kann dem mit der Erhöhung der Wandstärke entgegenwirken, oder mit Einarbeiten von Strukturen (Bienenwabenmuster,Hexa, etc.). Bei der Rute hat man eine Zwitterlösung gewählt. Erhöhte Wandstärke im kritischen Bereich, ohne die Hülse im gesamten Bereich klobiger zu machen. Technisch wäre es mittlerweile besser zu lösen!

Peter
03.01.2015, 11:20
Vor etwa 20 Jahren habe ich mal eine Sharps Scottis Carp gesehen, wo im Drill eines ordentlichen Karpfens die Hülse an der Stelle gebrochen ist, wo das Holz des in die Hülse eingeleimten Handteiles zu Ende ist. Sharps hat damals sofort ein neues Spitzenteil geschickt, weil das alte Teil nach dem Hülsenbruch und gleichzeitigem Schnurbruch im Teich versunken war...
Vielleicht soll die Verstärkung genau das verhindern?
Gruß-BRB

Und hier an dieser Scottie Sharpes The Avocet 11'3" haben sie dann die verstärkten Hülsen genommen:
http://www.stilvoll-fischen.de/threads/490-Scottie-Sharpes-The-Avocet-11-3-quot?highlight=sharpes

Peter
03.01.2015, 11:23
Wenn man sich die Länge des Zapfens anschaut, kann man feststellen, dass die Hülse genau den Übergang abdeckt, wo das Rutenmaterial endet. Dünnes Rohr neigt dazu, bei Biegebelastung irgendwann eine Falte auszubilden und dann dort einzuknicken. Dies ist dann meist kurz unterhalb eines stabileren Bereichs, im Fall einer Rute kurz unterhalb des eingeschobenen Zapfens. Man kann dem mit der Erhöhung der Wandstärke entgegenwirken, oder mit Einarbeiten von Strukturen (Bienenwabenmuster,Hexa, etc.). Bei der Rute hat man eine Zwitterlösung gewählt. Erhöhte Wandstärke im kritischen Bereich, ohne die Hülse im gesamten Bereich klobiger zu machen. Technisch wäre es mittlerweile besser zu lösen!

Danke Markus, sehr gut erklärt.:thumbs:

Das ist so gewollt, mit der Hülse. Es ist eine MKIV und die soll so aussehen, wie früher.
Wie die B. James:
http://www.stilvoll-fischen.de/threads/556-B-James-Richard-Walker-MKIV-Avon?highlight=b.+james
http://www.stilvoll-fischen.de/threads/492-B-James-amp-Son-quot-Richard-Walker-MKIV-quot-Carp?highlight=b.+james
http://www.stilvoll-fischen.de/threads/562-B-James-amp-Son-Richard-Walker-MKIV-Carp?highlight=b.+james

Hier an meiner neuen Paul Cook MKIV ist das auch so:

2253

BoilieBude.de
03.01.2015, 15:13
Rein optisch und um oldskool zu bleiben macht dieses Design ja auch Sinn und sieht ja auch ansprechend aus! Außerdem läßt es noch Raum, um eventuell Verzierungen Gravuren oder ähnliches anzubringen. Ich finde solche Ruten echt toll, habe selbst leider keine Verwendung dafür, da sie mich zu sehr in ihrem Einsatzbereich limitieren, vor allem an den Gewässern, welche ich befische. Aber vielleicht werde ich in ein paar Jahren mal wieder anfangen zu sammeln, wenn der Plartz es mal wieder zuläßt! Einfach schöner anzuschauen, als moderne Ruten!

Tincer
03.01.2015, 20:14
Ah ha, danke für die Erklärungen :thumbs:

nasobem
05.01.2015, 12:16
[...]
Dünnes Rohr neigt dazu, bei Biegebelastung irgendwann eine Falte auszubilden und dann dort einzuknicken. Dies ist dann meist kurz unterhalb eines stabileren Bereichs, im Fall einer Rute kurz unterhalb des eingeschobenen Zapfens.
[...]
Sieht dann so aus:

2267

Tincer
05.01.2015, 15:06
... wo rohe Kräfte sinnlos walten,
kann kein Knopf die Hose halten ...

BRB
05.01.2015, 21:43
Sieht dann so aus:

2267

Das war doch aber eine konifizierte Hülse, oder? Da kommt dann auch noch die Änderung in der Wandstärke dazu...
Gruß-BRB

nasobem
05.01.2015, 22:14
Vollglas mit 9 mm Durchmesser an der Verbindungsstelle und Dünnblechhülse halt.
Sebnitz lässt grüßen.

BRB
05.01.2015, 22:27
Vollglas mit 9 mm Durchmesser an der Verbindungsstelle und Dünnblechhülse halt.
Sebnitz lässt grüßen.

Habe ich gesehen :zustimm: ...
Gruß-BRB

Freddy
15.07.2015, 10:26
Moin,

wo hier jetzt gerade wieder eine GFK-Rute mit Hülsenverbindung angeboten wird...

Worin liegen eigentlich die Vor- und Nachteile einer solchen Metallhülse, gegenüber einer herkömmlichen Zapfenverbindung? Gibt es da überhaupt Vorteile? Oder war diese Art der Verbindung damals einfach das technisch Mögliche? An meinen "hülsenbewehrten" ABU Ruten fällt mir jedenfalls sofort ein relativ hohes Gewicht auf, wobei diese Ruten damals sicherlich nicht unbedingt State of the Art waren.

Auch heute noch eine durchdachte Funktion oder lediglich ein Detail für Nostalgiker, was ist dran an der Metallhülse? :denk:


Gruß Freddy

lucius
15.07.2015, 13:43
Ich denke das da zum Teil einfach Restbestände aus Cane Zeiten verbaut wurden.Habe einige Hohlglasruten wo Lamellenhülsen
für Bambusruten drangebastelt sind...

BRB
15.07.2015, 14:00
Es wurden Basisblanks mit Überlänge produziert und dann von den Einzelhändlern nach eigenen Kriterien konfektioniert. Das macht sich mit einer Messinghülse deutlich einfacher und ist bei dünnwandigen Glasblanks sicher auch stabiler.
Gruß-BRB

mupliss
15.07.2015, 15:19
was ist dran an der Metallhülse?

Die Metallhülse kommt von Bambusruten - soweit klar.
Es liegt also nichts näher, als ein anderes Material (GFK) auch erstmal mit Hülsen zu verbinden.

Ich denke der "Zapfen" musste ja schließlich erstmal erfunden werden, denn zu C und SC Zeiten konnte man ja schlecht zapfen.
Und mit eben diesem Zapfen war dann die Hülse zweite Wahl, weil schwerer, anfälliger gegen Bruch, gegen Schäden...

Freddy
15.07.2015, 17:56
Also sind Metallhülsen typisch für Splitcanes und frühe GFK-Ruten und damit eher dem damaligen Mangel an Alternativen geschuldet oder eventuell auch der Resteverwertung. Vom Anglerischen her sind sie heutzutage eigentlich nicht mehr optimal aber an gewissen Ruten eben stilecht und unabdingbar. Meine ABUs gefallen mir jedenfalls so wie sie sind, eben mit ihren relativ schweren Metallhülsen. Dass das Optimale nicht immer auch das Liebste sein muss, das wird momentan ja ebenfalls an anderer Stelle im Forum diskutiert.

Vielen Dank für eure Antworten.

Gruß Freddy

Peter
15.07.2015, 21:53
Eine exzellente SC hat immer exzellente Hülsen!
Die perfekten Messing- oder Nickel-Silver-Hülsen (wie an vielen meiner SC's) haben nicht nur mit Liebhaberei und schon gar nichts mit Resteverwertung zu tun! :mad:

Freddy
15.07.2015, 22:22
"Resteverwertung" klingt eventuell auch etwas drastisch. Es bezog sich eigentlich auf die von lucius angesprochenen Restbestände aus Cane Zeiten, welche dann später eventuell teilweise noch an GFK-Ruten verbaut wurden.

Dass bei hochwertigen Splitcanes nur bestes Material verbaut wurde und wird, das versteht sich wohl von selbst. Wenn jemand bereit ist doch relativ viel Geld für solch eine Rute auf den Tisch zu legen, dann erwartet er natürlich entsprechendes Material. Wenn überhaupt Restbestände von alten Metallhülsen an Ruten verbaut wurden, dann sicherlich nur bei den preisgünstigeren Modellen. Dementsprechend waren dann sicherlich auch die Hülsen von minderer Qualität.

Inwieweit z.B. die Steckhülsen meiner ABUs etwas taugen kann ich noch nicht sagen, auf jeden Fall ist eine solche ABU kein exquisites Einzelstück. :zustimm:

Gruß Freddy

mupliss
15.07.2015, 22:51
Man sollte auch technisch verstehen, dass SC erstmal massiv ist. Sechs sog. triangulars werden miteinander verleimt.

GFK und CFK sind Glasfaser bzw. Kohlfaser verstärkter Kunststoff. Dabei werden Matten des Materials um einen Dorn gewickelt und anschließend mit Harz verklebt. Es braucht keine Details um zu verstehen, dass bei GFK und CFK ein konisches Rohr herauskommt, der sog. Blank. Dieses Rohr ist torsionssteif (drehsteif) und kann im Umfang Zugkräfte aufnehmen.
Deshalb kann man put-in (Zapfen) oder put-over (Überschub) überhaupt realisieren. In der Regel werden diese Bereiche des Blanks jetzt noch mit Stützwicklungen verstärkt - sieht man bei den meisten Ruten.

SC ist also kein Rohr, sondern ein massiver Körper. Es gibt natürlich auch "hollow built" SC, da ist die Spitze des triangulars abgschliffen und so wird der Blank hohl. Aber auch hier kann man nicht Zapfen. SC ist nicht torsionssteif, kann also keine Drehmomente übertragen. GFK und CFK schon, s.o. oder z.B. Antribswelle F1.
Und auch über den Umfang (Sechseck) können keine Kräfte aufgenommen werden, denn die Klebungen der triangulars sind Schwachstellen, währen GFK und CFK hier über die Matte die Kräfte aufnehmen können.

SC oder C gehen also nur über Hülse von außen, die den Blank stützt.
GFK und CFK gehen auch mit Zapfen oder Überschub von innen, weil das Rohr in der Lage ist, die Kräfte aufzunehmen.

Freddy
15.07.2015, 23:43
Von daher sollte man eigentlich annehmen können, dass selbst wenn damals irgendwelche überzähligen Metallhülsen aus der Splitcaneproduktion für GFK-Blanks verwendet wurden, so war dieses sicher nicht optimal, da diese beiden Materialien eigentlich vollkommen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.

In Anbetracht der speziellen Eigenheiten eines gespließten Bambusblanks ist die metallene Steckhülse wohl das technisch einzig richtige Mittel und zwar damals wie heute. Wohingegen aus Harz und Fasern gefertigte Blanks eigentlich mit einer Zapfenverbindung besser bedient sind, eben auch weil es hier technisch machbar ist. Allerdings definiert sich eine Rute natürlich nicht nur über ihr mögliches technisches Optimum, sondern für uns zum Glück ja auch noch über andere Dinge.

Meine beiden neuen ABU Ruten habe ich mir in erster Linie jedenfalls nur zugelegt, weil sie mir gut gefallen haben. :wildniss:

Gruß Freddy

mupliss
16.07.2015, 09:14
Die Krux ist die Biegekurve: je länger Zapfen/Überschub/Hülse, desto stärker wird die Biegung der des Blanks beeinflusst, weil dieser Bereich dann viel steifer ist. Das fällt bei weichen Ruten dann viel stärker auf, als bei harten Ruten.
Dementsprechend sind kurze hochwertige Zapfen oder Hülsen besser als lange Verbindung. Auch deshalb ist Hardy dann später dazu übergegangen, den Zapfen der GFK Ruten aus CFK zu bauen.

Freddy
16.07.2015, 09:42
Die Krux ist die Biegekurve: je länger Zapfen/Überschub/Hülse, desto stärker wird die Biegung der des Blanks beeinflusst, weil dieser Bereich dann viel steifer ist.

Das ist mir bei meinen "Trockenübungen" mit den ABUs auch aufgefallen. Immerhin sitzt ja ein anderes Material zwischen den beiden Rutenteilen aus Glasfaser, dieses Material hat unter Umständen ganz andere Eigenschaften. Das mit den CFK Zapfen an GFK Ruten von Hardy ist interessant, nach deiner Erklärung macht es allerdings Sinn.

Könnte man die, den Blank ja quasi einfassenden, Metallhülsen wohl auch gegen Faserverbundwerkstoffe austauschen? Also diese Hülsen einfach mal laminieren, etwa aus Kevlar und Carbon? Die Masten von Rennsegelyachten werden zum Beispiel auch so verstärkt, um die unterschiedlichen Kräfte besser aufnehmen zu können. Was das Gewicht betrifft sicher eine Verbesserung aber welcher Splitcane-Enthusiast will schon an einem "Volvo Ocean Race" teilnehmen? Und die Biegekurve der Rutenblanks dürfte dabei wohl sicher trotzdem noch beeinflusst sein.

Gruß Freddy

lucius
16.07.2015, 13:49
Bei diversen Glasrutenherstellern wie zB Aiken oder auch ABU wurden in den Siebzigern "Hülsen"ähnliche Gebilde direkt an den
Blank angeformt bei Einsteckruten.Die Mark 5 All England z.B. ist so gebaut.Scheint mir die Zwischenlösung zwischen Hülse
und Zapfen zu sein.Krux an den Dingern ist nur das sie im laufe der Jahrzehnte verschleissen und nur schwer wieder instand zu
setzen sind weil nicht konifiziert(wieBRB das nennt...)